Aus Stadt und Kreis vom 07.08.1996

"Selbsthilfegruppe für chronisch Darmkranke trifft sich mittwochs"

Aus Stadt und Kreis vom 07.08.1996

Bundesweit 300 000 Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa / Aktionsradius klein

BARBARA OSSWALD

LANDKREIS. Seit der Gründung im Jahre 1982 entwickelte sich die Deutsche Morbus Crohn und Cotitis utcerosa Vereinigung e.V. (DCCV) von einer regionalen Selbsthilfegruppe rasch zu einem großen Patientenverband mit 9200 Mitgliedern. Unter der Schirmherrschaft der SPD-Politikerin Harte Däubler-Gmelin bietet die Organisation bundesweit den 300 000 chronisch Darmerkrankten Hilfe zur Selbsthilfe an. Auch in Schwäbisch Hall gibt es seit einem halben Jahr eine DCCV - Gruppe, deren Mitglieder sich einmal im Monat im Steigenhaus treffen.

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa - Durchfall als Dauerzustand. Morbus heißt Krankheit und Crohn ist der Name des Arztes, der 1932 erstmals detailliert das Krankheitsbild des Darmes beschrieb. Dabei handelt es sich um eine chronische, vernarbende Entzündung mit Fisteln und Geschwüren in den Darmwandschichten Grundsätzlich kann die Erkrankung den gesamten Magen-Darm-Trakt, also vom Mund bis zum Darmausgang befallen. Sie tritt am häufigsten bei jungen Erwachsenen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren auf.
Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Morbus Crohn entwickelt sich meist schleichend mit uncharakteristischen Bauchschmerzen und verläuft schubweise. Hinzu kommen eitrige und blutige Durchfälle die gut ein Dutzend Mal täglich auftreten können und somit den gesamten Körper schwächen Krampfartige Koliken, Fieber, Gewichtsverlust Mangelerscheinungen und verminderter Appetit sind die häufigsten Symptome der Krankheit.
Bei der Colitis ulcerosa handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung des Dickdarmes, die vor allem die Schleimhaut des Mastdarmes befällt. Gemeinsam mit Morbus Crohn wird die Colitis ulcerosa als chronisch entzündliche Darmerkrankung bezeichnet. Bislang sind die Ursachen beider Krankheiten unbekannt, fest steht lediglich, das sie nicht ansteckend sind. Der Einfluß von Umweltfaktoren wie Viren, Bakterien, Nahrungsbestandteile und chemische Fremdstoffe führt durch einen Defekt des Immunsystems zu einer abnormen Reaktion des Darmes, die dann die Krankheit zur Folge hat, Begleiterscheinungen können Gelenkbeschweden, Hautveränderungen und Augenentzündungen sein. Die Behandlung der Krankheiten erfordert ein großes Engagement von Arzt und Patient. Neben Medikamenten, teils strengen Diäten, der zusätzlichen Gabe von Vitaminen und Spurenelementen, körperlicher Ruhe und einer ausgeglichenen Lebensweise, wird die Therapie häufig durch eine psychosomatische Betreuung positiv ergänzt. Die Entfernung oder Stilllegung der entzündeten Bereiche mit einem künstlichen Ausgang verhilft oft zur Heilung der Krankheit. Der Aktionsradius eines Menschen, der zeitweise bis zu 20mal täglich die Toilette aufsuchen muß, ist äußerst beschränkt. Dies gilt nicht nur im Arbeits- oder Schulalltag, sondern im gesamten Lebensbereich. Sport, Reisen oder Kinobesuche sind alles andere als entspannend, und der Streß löst meist neue Durchfallattacken aus. Hinzu kommt die Tatsache, daß dieses Thema weitgehend tabuisiert wird, so daß sich die Betroffenen zurückziehen und häufig allein fühlen. Über all diese Themen können die Patienten selbst, aber auch die Eltern von erkrankten Kindern, in der Selbsthilfegruppe reden. Ratschläge und Infos gehören ebenso dazu wie fröhliche Gesprächskreise und gemeinsame Unternehmungen.

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